Ein Ballettabend von Jörg Mannes
Uraufführung
Von Shakespeares „Sonetten“ weiß man mit letzter Sicherheit erstaunlich wenig: weder, wann sie verfasst wurden, noch in welcher Reihenfolge und ob jene, die wir kennen, wirklich authentisch sind. Wir wissen weder, wer genau der Mann, den wir Shakespeare nennen, wirklich war, noch so genau, wer sich hinter jenem „Master W. H.“ verbirgt, dem die 154 Gedichte zugeeignet sind. Vielleicht der junge Henry Wriothesley Graf von Southhampton, der zur Zeit Elisabeths I. ein großer Förderer der Künste war. Und es ist ebenfalls nicht geklärt, ob Shakespeare schwul war oder ob seine Sonette lediglich ein gleichgeschlechtliches Gedankenexperiment darstellen. Fest steht jedoch, dass die Erstausgabe von „Shake-Speares Sonnets“ im Jahr 1609 in London erschienen ist. Zu einer Zeit also, in der wieder einmal die Pest in der Stadt wütete und auch die Theatermacher ins Homeoffice gezwungen waren, denn die Schauspielhäuser wurden immer wieder geschlossen. Ein geheimnisvolles Werk also aus einer unsicheren Epoche mit zeitlosem Inhalt.
Immer wieder singt der Dichter einen jungen Mann an oder die mysteriöse „Schwarze Dame“ tritt in Erscheinung, es entspinnt sich feinstes literarisches Liebes- und Lustgewebe, in dem sich Leser und Zuhörer seit Jahrhunderten fasziniert verfangen. Nun lässt sich die Cottbuser Ballettcompagnie von Shakespeares großer Dichtung inspirieren. Gemeinsam mit dem österreichischen Choreografen Jörg Mannes machen sich die Tänzer*innen auf die Suche nach Abgründen und Höhepunkten in den berühmten Versen und wagen eine körperliche Interpretation und Umsetzung der Essenz der Liebespoeme.